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Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389): Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher |
von Dr. Martina Rudy und Sebastian Ackermann
Am 25. November 2005 gaben 82 Hoch- und Höchstspannungsmasten unterschiedlichster Bauart und verschiedenen Alters im Münsterland wegen außergewöhnlich hoher Schneelasten nach. Mehrere hunderttausend Menschen waren daraufhin von der Stromversorgung abgeschnitten.
Unmittelbar nach den ersten Schadensmeldungen begann der Krisenstab der zuständigen RWE Westfalen-Weser-Ems mit den Notfall- und Reparaturmaßnahmen. 750 Mitarbeiter waren rund um die Uhr mit der Wiederherstellung der Versorgung beschäftigt. Nach fünf Tagen konnten auch die letzten 2.000 Haushalte wieder an das Stromnetz angeschlossen werden.
Im Rahmen ihrer Krisenkommunikation richtete RWE eine kostenlose Notrufhotline ein. Die Bevölkerung und die Medien wurden zeitnah und detailliert über den Stand der Dinge und die eingeleiteten Maßnahmen informiert. Die Krisenkommunikation war faktenorientiert und brachte vor allem zum Ausdruck, dass die Wiederherstellung der Stromversorgung oberste Priorität habe. Zugleich wurde die extrem ungünstige Wetterlage als Ursache für die Vorfälle kommuniziert.
Obwohl RWE schrittweise immer mehr Haushalte wieder mit Strom versorgen konnte, wandte sich die Medienberichterstattung in den nächsten Tagen gegen das Unternehmen. RWE wurde u.a. vorgeworfen, Verbraucher durch hohe Strompreise "abgezockt" und die Gewinne – trotz angeblicher Materialfehler an Strommasten – nicht in das Stromnetz investiert zu haben. Zudem wurde berichtet, dass RWE jede Verantwortung für die Stromausfälle ablehne und Schadensersatzforderungen zurückweise. Neben den Medien verlangten auch Politiker und Verbraucherschützer Rechenschaft über die Vorkommnisse.
Aufgrund dieser "medialen Krisenfront" wurde die RWE Energy AG – als Konzernholding – in die Krisenkommunikation einbezogen. Sie hatte insbesondere Fragen nach der Netzsicherheit und den Netzinvestitionen zu beantworten. Am 30. November 2005 richtete RWE einen Härtefallfonds über fünf Millionen Euro für besonders stark Betroffene ein und kündigte außerdem eine unabhängige Untersuchung der Schadensursache an. Dies führte zu einer Deeskalation der Situation. Im Februar 2006 wurde RWE schließlich durch die Ergebnisse zweier unabhängiger Gutachten von jeglicher Schuld freigesprochen.
Dr. Martina Rudy verantwortet seit Oktober 2003 die Unternehmenskommunikation der RWE Energy AG in Dortmund. Sebastian Ackermann leitet seit Oktober 2006 den Bereich Externe Kommunikation im gleichen Unternehmen.
Dr. Martina Rudy Sebastian Ackermann
Die ausführliche Fallstudie mit zahlreichen Detailinformationen ist im folgenden Sammelband enthalten:
Frank Roselieb / Marion Dreher (Hrsg.), |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
10. Jahrgang (2007), Ausgabe 9 (September)
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Letzte Aktualisierung: Donnerstag, 3. Oktober 2024
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