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von Kaspar Pflüger
Auf Verbraucherportalen im Internet tauschen Konsumenten ihre Erfahrungen mit Produkten und Dienstleistungen des täglichen Lebens aus. Am Beispiel des Krisenfalls "BSE" und des Portals www.ciao.com wird im folgenden analysiert, welche Anforderungen das Internet an die Krisenkommunikation von Unternehmen stellt und wie die Informationen aus Verbraucherportalen in ein ganzheitliches Konzept zur Krisenkommunikation eingebunden werden können.
Der BSE-Skandal hat viele Verbraucher verunsichert. Neben den Forderungen nach einem verstärkten Verbraucherschutz, führte das Auftreten der ersten BSE-Fälle in Deutschland auch zu deutlichen Änderungen in Konsumverhalten: Die meisten Verbraucher haben fortan kein Rindfleisch mehr gekauft und auch "angeschlossene Produkte" - wie Ketchup oder Saucen - gemieden. Selbst artfremden Erzeugnissen - wie Gummibärchen - wurde nachgesagt, Spuren von Rindfleisch zu enthalten. Die Umsatzrückgänge lagen - je nach Unternehmen - zwischen 20 und 40 Prozent.
Das Thema "BSE" hat die Beziehung der Lebensmittelindustrie zu den Verbrauchern nachhaltig erschüttert. Belege dafür finden sich auch im Internet. Vier Beispiele aus dem Verbraucherportal www.ciao.com:
Unverkennbar befindet sich die Lebensmittelindustrie und der Lebensmittelhandel in einer schweren Vertrauenskrise. Verschärfend kommt hinzu, daß der BSE-Skandal nicht nur ein einzelnes Unternehmen betrifft, sondern eine ganze Branche. Außerdem ist die Sachlage unklar, denn bisher kann niemand genau sagen, wo die Gefahren durch BSE liegen und wie groß sie wirklich sind.
Erfolgreiche Krisenkommunikation zeichnet sich insbesondere durch zwei Faktoren aus
Im Fall "BSE" signalisiert erfolgreiche Krisenkommunikation den Verbrauchern, daß die betroffenen Unternehmen die Thematik ernst nehmen, die Bedürfnisse der Konsumenten kennen und dementsprechend handeln.
Im Rahmen der Krisenkommunikation versuchen Unternehmen, zumeist Meinungsbildner in den klassischen Medien - wie Presse, Hörfunk und Fernsehen - zu erreichen. Demgegenüber wird das Massenmedium "Internet" bisher eher stiefmütterlich behandelt. Drei Vorurteile beherrschen die Diskussion:
Der direkte und unzensierte Informationsaustausch authentischer Erfahrungen von Mensch zu Mensch gewinnt im Internetzeitalter immer mehr an Einfluß. Während meinungsbildende Botschaften früher primär von oben nach unten kommuniziert wurden - beispielsweise durch redaktionell bearbeitete Informationen im Fernsehen, erfolgt die Kommunikation heute zunehmend von der Basis aus - also von unten nach oben.
Dieser "Bottom-Up-Informationsaustausch" läßt sich auch beim BSE-Skandal mit eindrucksvollen Zahlen belegen: Allein im deutschsprachigen Internet existieren mehr als 30.000 Foren, Newsgroups und Chatrooms, die sich mit BSE befassen. Innerhalb nur einer Woche gingen bei www.ciao.com mehr als 900 Berichte ein, die BSE zum Thema hatten. Die Anzahl der Schreiber und Leser bei Ciao steigt wöchentlich um mehrere Tausend.
Einerseits zeugen mehr als zwei Millionen Erfahrungsberichte auf www.ciao.com von einem enormen Mitteilungsdrang der Konsumenten. Andererseits nehmen viele Hersteller diesen rasant wachsenden Informationsmarkt im Internet nicht wahr. In der Folge informieren sich viele potentielle Kunden nicht auf der Internet-Seite des jeweiligen Herstellers über die Spezifikationen der Produkte, sondern vielmehr im direkten Dialog mit anderen Kunden auf Verbraucherportalen.
Unternehmen sollten sich diesen Mitteilungsdrang der Konsumenten durch neue Ansätze des Kundenbeziehungsmanagements und der Marktforschung zu Nutze machen. Zwei Beispiele aus den Ciao Business Services (biz.ciao.com):
Insgesamt sollten Unternehmen das enorme Marketingpotential, das in Verbraucherportalen verborgen ist, nicht unterschätzen. Schnell und zielgerichtet lassen sich auf den betreffenden Internet-Seiten Informationen über Produkte und Dienstleistungen gewinnen und verbreiten. Unternehmen, die die Pflege der "eigenen" Community richtig betreiben, können hierdurch einen wirksamen Beitrag zur Krisenprävention leisten.
Kaspar Pflüger
ciao.com AG
Marsstraße 40
D-80335 München
Telefon: +49 (0)89 25 551 666
Telefax: +49 (0)89 25 551 700
Internet: www.ciao.com (Verbraucherportal)
bzw. biz.ciao.com (Ciao Business Services)
E-Mail: kaspar.pflueger@ciao-ag.com
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
4. Jahrgang (2001), Ausgabe 7 (Juli)
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Letzte Aktualisierung: Donnerstag, 3. Oktober 2024
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