|
PresseDie zugehörige Pressemitteilung mit drei Infografiken steht für Journalisten im Pressebereich bereit: AutorFrank Roselieb Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389): Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher |
![]() |
von Frank Roselieb
Welche Instrumente haben sich in der Krisenprävention von Unternehmen, Behörden und Verbänden etabliert? Wie beurteilen Kommunikationsverantwortliche die Fairness von Journalisten und die Rolle von sozialen Medien in Krisenzeiten? Wer hat Sitz und Stimme im Krisenstab? Antworten auf diese und andere Fragen zu Krisenkommunikation, Krisenmanagement und Krisentraining liefert die Krisenpräventionsumfrage 2019 des Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, ein Spin-Off der Universität Kiel. Die Studie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Krisenmanagement e.V. (DGfKM), dem Berufsverband der Krisenmanager mit Sitz in Hamburg, unterstützt.
An der Umfrage im März und April 2019 haben Krisenbeauftragte (35 Prozent) und Kommunikationsmanager (65 Prozent) aus 85 Institutionen mit Sitz in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein teilgenommen – 75 Prozent aus Unternehmen, 15 Prozent von Behörden und 9 Prozent aus Verbänden. Gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer nimmt eine Leitungsfunktion wahr (54 Prozent). Drei von vier befragten Organisationen mussten 2018 mindestens einen Krisenfall bewältigen (75 Prozent), mehr als ein Viertel sogar drei oder mehr Krisenfälle (26 Prozent). Die Befragten verfügen damit über vergleichsweise umfangreiche Krisenerfahrung.
Über das Referenzjahr 2018 hinaus hatte jeder zweite Krisenbeauftragte menschenbezogene Krisenfälle wie Unfall, Tod oder Pandemie (55 Prozent) bzw. technikbezogene Krisenfälle wie Cyberangriffe oder Brände (44 Prozent) zu bewältigen. Obwohl medienbezogene Krisenfälle wie Skandale oder Enthüllungen nur den dritten Platz in der Rangliste der Krisentypen einnehmen (29 Prozent), sah mehr als jeder dritte Befragte in diesem Zusammenhang die Fairness von Journalisten deutlich abnehmen (36 Prozent) und mehr als die Hälfte der Befragten die Intensität der Medienberichterstattung deutlich zunehmen (59 Prozent).
Wenig verwunderlich setzen die befragten Organisationen in der Krisenprävention daher insbesondere auf Medienbeobachtung (81 Prozent), Krisenstäbe (78 Prozent) und Krisenhandbücher (72 Prozent). Jede zweite Organisation führt regelmäßige Krisenübungen durch (59 Prozent) oder hält Krisenräume für den Ernstfall bereit (46 Prozent). Im Ergebnis scheint sich die Krisenprävention auszuzahlen: Organisationen ohne durchlebte Krisenfälle setzen eine größere Zahl an Präventionsinstrumenten parallel ein (7,4 versus 6,3), nutzen häufiger systematisches Themenmanagement (48 Prozent versus 30 Prozent), haben häufiger Krisenbeauftragte benannt (76 Prozent versus 56 Prozent) und streben häufiger Zertifizierungen nach DIN oder ISO an (38 Prozent versus 23 Prozent) als solche mit Krisenerfahrung.
Im Ernstfall treten in den Krisenstäben im Schnitt Beschäftigte aus gut fünf Abteilungen (5,5) zusammen. Die Kommunikationsabteilung (95 Prozent) und die Geschäftsführung bzw. Behördenleitung (89 Prozent) haben dabei einen festen Platz in fast allen Krisenstäben. Abteilungen mit krisenvermeidenden Aufgaben wie Compliancemanagement (32 Prozent), Qualitätsmanagement (27 Prozent) und Risikomanagement (25 Prozent) sind dagegen erstaunlicherweise nur in jedem dritten bis vierten Krisenstab vertreten. Fast alle Organisationen (95 Prozent) benötigen vor, während und nach der Krise externe Unterstützung. Am häufigsten werden Berater (60 Prozent) und Behörden (54 Prozent) kontaktiert. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Qualität der Zusammenarbeit: Während externe Berater (1,8), Behörden (2,2) und Betriebsräte bzw. Personalräte (2,3) vergleichsweise gute Noten erhalten, muss die Politik (3,0) viel Kritik einstecken. Sie belegt – über alle Organisationstypen betrachtet – den letzten Platz.
Beim Blick auf die zukünftige Struktur des Krisenumfelds ihres Arbeitgebers erwarten die meisten Befragten eine deutliche Zunahme der Digitalisierung (76 Prozent) und Komplexität (67 Prozent) der Krisenbewältigung sowie eine zunehmende Bedeutung von sozialen Medien in der Krisenkommunikation (74 Prozent). Dies spiegelt sich auch in der erwarteten Entwicklung der Krisenursachen wider. Danach diktieren insbesondere zunehmende Datenintegritätsverletzungen und Hackerangriffe (60 Prozent), Blackouts und IT-Ausfälle (48 Prozent) sowie Shitstorms und Online-Proteste (44 Prozent) die zukünftige Agenda der Krisenmanager. Erstaunlich gelassen blicken die Umfrageteilnehmer dagegen auf Themen rund um das Fehlverhalten von Mitarbeitern und Führungskräften. Nur eine Minderheit rechnet mit einer Zunahme von Fällen von Diskriminierung bzw. "MeToo" (13 Prozent) oder Compliance und Betrug (11 Prozent).
Die Langfassung der Krisenpräventionsumfrage 2019 (22 Seiten) ist in der Reihe "Arbeitspapier Krisennavigator" (ISSN 1610-1855) erschienen.
![]() | Frank Roselieb, Krisenpräventionsumfrage 2019 - Status Quo von Krisenkommunikation, Krisenmanagement und Krisentraining in Unternehmen, Behörden und Verbänden, Arbeitspapier Krisennavigator (ISSN 1610-1855), Kiel, 2019, 22 Seiten. |
Die zugehörige Pressemitteilung mit drei Infografiken steht für Journalisten im Pressebereich bereit:
Frank Roselieb
Krisennavigator - Institut für Krisenforschung
Ein Spin-Off der Universität Kiel
Schauenburgerstraße 116
D-24118 Kiel
Telefon: +49 (0)431 907 - 26 10
Telefax: +49 (0)431 907 - 26 11
Internet: www.krisennavigator.de
E-Mail: roselieb@krisennavigator.de
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
22. Jahrgang (2019), Ausgabe 4 (April)
Deutsch
/ English
Letzte Aktualisierung: Donnerstag, 13. Februar 2025 © Krisennavigator, Kiel / Hamburg. Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, Kiel.
Internet: www.krisennavigator.de
|