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von Heiko Kretschmer
Welche Erfahrungen haben deutsche Unternehmen und Verbände mit kritischen Situationen gemacht? Sind staatliche Einrichtungen besser auf Krisen vorbereitet als privatwirtschaftliche Unternehmen? Wird das weltweite Datennetz Internet bereits flächendeckend zur Krisenprävention und Krisenbewältigung eingesetzt? Antworten auf diese und andere Fragen zum Status des kommunikativen Krisenmanagements in Deutschland hat die 12Cylinders Corporate Strategies GmbH aus Berlin im Rahmen einer empirischen Studie zusammengetragen.
Die zugrundeliegende Fragebogenaktion wurde im Sommer 2002 durchgeführt und sollte zum einen Aufschluss über die individuellen Erfahrungen der Institutionen mit durchlebten Krisen geben. Zum anderen erhofften sich die Initiatoren Hinweise auf den Einsatz alternativer Instrumente zur Krisenprävention und Krisenbewältigung in der betrieblichen Praxis. An der Umfrage nahmen jeweils rund 30 Unternehmen, Behörden und Verbände aus dem ganzen Bundesgebiet teil.
Vom 10. Mai bis zum 29. Juli 2002 hat die Berliner Kommunikationsagentur 12Cylinders Corporate Strategies mehreren hundert Unternehmen, Behörden und Verbänden standardisierte Fragebögen per Briefpost übersandt. In den Postversand einbezogen wurden die 300 umsatzstärksten deutschen Unternehmen, alle Bundes- und Landesministerien, sämtliche Bundesbehörden und alle Verbände mit bundesweiter Bedeutung.
Per Briefpost und Telefax erhielt die Agentur 104 ausgefüllte und verwertbare Fragebögen zurück. Die Rücklaufquote lag bei 13,5 Prozent. 38 Unternehmen, 36 Behörden und 30 Verbände konnten in der Untersuchung berücksichtigt werden. Eine weitergehende Aufschlüsselung - beispielsweise nach Branchen - ist wegen der geringen Fallzahl in den einzelnen Kategorien und der daraus resultierenden mangelnden statistischen Signifikanz nicht möglich.
Die konjunkturelle Talfahrt prägt zunehmend die Struktur der Krisenursachen in deutschen Unternehmen. Wirtschaftlich bedingte Schieflagen haben mittlerweile Krisen mit anderen Ursachen verdrängt. Kritische Situationen in Behörden und Verbänden sind meistens Kommunikationskrisen. Ihnen liegt also kein operativer Vorfall, sondern vielmehr ein kommunikatives Problem zugrunde.
Unternehmen gehen die Krisenprävention zumeist strategisch an und nutzen häufig das gesamte Instrumentarium verfügbarer "Tools" bis hin zur Szenario-Planung. Behörden und Verbände beschränken sich dagegen weitgehend auf die rein reaktiven Instrumente - wie beispielsweise die Einrichtung eines Krisenstabes.
Krisenpläne, Krisenszenarien, Krisenstäbe und Krisenübungen werden bei Behörden und Verbänden fast nur bedarfsorientiert - also eher unregelmäßig - aktualisiert. Krisenübungen stehen bei Behörden zum Beispiel alle neun Monate und bei Verbänden sogar nur alle zwölf Monate auf der Tagesordnung. Demgegenüber führen Unternehmen im Durchschnitt alle drei Monate eine Krisenübung durch.
Fast alle Befragten haben das Internet in die eigene Krisenprävention einbezogen. Dieses wird jedoch weitgehend nur zur Informationsweitergabe nach außen, zur Pflege von Presseverteilern sowie zum Monitoring genutzt. Dark-Sites, Online-Scouts oder Online-Krisenforen sind eher die Ausnahme.
Heiko Kretschmer |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
6. Jahrgang (2003), Ausgabe 4 (April)
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Letzte Aktualisierung: Montag, 4. November 2024
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